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Work hard play hard

Im Dokumentarfilm von Carmen Losmann „Work hard play hard“ (2011) werden die neuesten Trends innerhalb der Kernsphäre der Arbeitswelt mit scharfem Kameraauge entblößt. Zu sehen ist, wie hinter solchen Leitbilder von großen Unternehmen wie „Der Mensch steht im Mittelpunkt“ die Auffassung von Mitarbeitern als sich selbst optimierende Ressourcen versteckt wird. Architektur und Einrichtung sollen suggerieren: Die Arbeit in unserem Unternehmen ist kein Zwang sondern Selbstverwirklichung, der Umgang miteinander freundschaftliche Kommunikation. Ein Planer charakterisiert die ästhetische Ideologie so: Die Mitarbeiten sollten auf keinen Fall daran erinnert werden, daß sie arbeiten. Mit Blick auf die „gemütlichen Ecken“ der fast wandfreien Innenräume, die „Coffee-“ und „Meeting-Points“, heißt es programmatisch: „Alle Flächen sind auch als Arbeitsflächen bespielbar.“ Die Angestellten haben keinen festen Arbeitsplatz mehr – das moderne „nonterritoriale Arbeitsplatzkonzept“ sieht keine Rückzugsmöglichkeiten vor. Mit der Stärkung eines Zusammengehörigkeitsgefühls geht eine Zunahme der sozialen Kontrolle einher: Transparenz total. Während eines Outdoortrainings, bei dem der Arbeitgeber die Teamfähigkeiten seiner Mitarbeiter erhöhen will, geben diese reihum Gelöbnisse ab, die an Abrichtungen von Menschen in totalitären Systemen oder Psychosekten erinnern: „Ich werde demnächst noch mehr und besser und verstärkt kommunizieren, um Prozesse und Aufgaben schneller und zielführender erledigen zu können, was am Ende heißt: mehr Umsatz.“ Kreativität ist nur noch im Rahmen mentaler Versklavung und euphemistischen – meist englischsprachigen – Phrasen der Arbeitswelt, als Teil des „Human Capital Managements“ erwünscht und denkbar. Die Filmkritikerin der „Zeit“ bezeichnete die Studie als „Gruselfilm erster Güte“ (http://www.zeit.de/kultur/film/2012-04/work-hard-film). Das eigentlich Beängstigende besteht allerdings darin, daß die Protagonisten des Films, die Angestellten aller Hierarchieebenen, die gezeigten Szenen aus ihrer Arbeitswelt als normal, ja vorbildlich ansahen und somit den Dokumentarfilm als Werbemöglichkeit für ihr Unternehmen interpretierten.