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Burnout

In der Geschichte der Medizin wurde immer wieder um die Beantwortung der Frage gerungen, ob ein neues Krankheitsphänomen seine Ursache in einer defizitären oder konfliktbeladenen Persönlichkeit hat oder ob es in problematischen Lebensbedingungen des einzelnen oder gar in nicht-konvivialen gesellschaftlichen Bedingungen wurzelt.
Im Burnout fallen auf fatale Weise individuelle Dispositionen mit gesellschaftlichen Veränderungen zusammen und verstärken sich gegenseitig. Man kann von einem Zusammenwirken problematischer individuell-psychischer einerseits und gesellschaftlicher Faktoren andererseits ausgehen, das zu einer unheilvollen Gesamtentwicklung in der Arbeitswelt und damit in der Folge der gesamten Gesellschaft führt. Es handelt sich offenbar um einen Mechanismus der gegenseitigen Wirkungsverstärkung von psychisch bestimmt ausgestatteten bzw. auf bestimmte Weise defizitären Individuen und gesellschaftlichen resp. Arbeitsbedingungen.
Die Entstehung von Burnout ist nicht unmittelbar an die postindustrielle, die Kommunikationsgesellschaft gebunden. Das Phänomen wurde bereits 1975 von dem amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger in den wissenschaftlichen Diskurs eingebracht und bezeichnete damals eine Reaktion auf chronische Stressoren im Beruf.

Dem Burnout-Syndrom verwandt ist historisch die Neurasthenie und aktuell - in den Erscheinungsformen - die Depression. Alle drei sind Syndrome, d.h. mehr oder weniger vage Sammelbegriffe, unspezifische Rahmen für verschiedene Symptome und Leiden, Schnittpunkte, aus denen alle möglichen Krankheiten entstehen können. (Vgl.: Ehrenberg, S. 45) Und allen dreien ist außerdem gemeinsam, dass sie Erkrankungen der Moderne sind, Überforderungs-, Erschöpfungskrankheiten, die ein partielles Versagen der Anpassung an veränderte gesellschaftliche Bedingungen und damit Anforderungen an das Individuum ausdrücken.

Poltrum identifiziert Phänomene wie Erschöpfung und Burnout als unmittelbare Folge der Zunahme jener Belastungen, die mit der Veränderung der Zeitstruktur einhergehen und die damit objektive Gründe darstellen „für das Gefühl des Erschöpft- und Ausgebranntseins seitens der Massen“. (Poltrum, S. 95) Burnout kann somit u.a. als Endresultat hyperaktiver Verausgabung und von Beschleunigungszumutungen der globalisierten Gesellschaft gedeutet werden. Es wäre damit eine „geschwindigkeitsinduzierte Krankheit“ neben der„Eilekrankheit“, der „Yuppie-Grippe“, ADS und Depression (Poltrum, S. 103).

Eine ausführliche Darstellung finden Sie hier: burnouteinessay.pdf [169 KB]